Kirche 2011 – Ein notwendiger Aufbruch

Kirche 2011

Es muss sich etwas ändern. Dieser Meinung sind zumindest die mehr als 300 Theologen, die sich damit auf die römisch-katholische Kirche beziehen. Um die Forderung zu untermauern und auch konkret in Worte zu bringen, wurde ein Memorandum „Kirche 2011 – Ein notwendiger Aufbruch“ veröffentlicht. Diese Denkschrift will etwas bewegen und ist auch nicht die erste ihrer Art.

Als Gründe werden zum einen die Missbrauchsfälle genannt, die jüngst am Canisisus-Kolleg Berlin bekannt geworden sind. Ebenso aber auch die vielen Austritte aus der Kirche, die Rekordzahlen erreicht haben. Vor allem wird auch ein offener Diskurs verlangt, um über die Missstände sprechen zu können. Näheres zum Memorandum “Ein notwendiger Aufbruch” in diesem Artikel.

Die Notwendigkeit für eine Denkschrift

Warum wurde diese Memorandum veröffentlicht? Worin besteht die Notwendigkeit? Für Menschen, die außerhalb der katholischen Kirche stehen, mag eine solche Denkschrift wohl längst überfällig sein, andere werden es als weiteren Beleg dafür sehen, warum die Institution kritisiert gehört. Kritiker der Kirche werden sich bestätigt fühlen. Zu begrüßen ist die Denkschrift allemal, um Reformen anstreben zu können, die die gesamte Gesellschaft angehen. Jüngst wurden Missbrauchsfälle bekannt, die am Berliner Canisius-Kolleg an Kindern und Jugendlichen verübt wurden. Verantwortlich dafür waren Priester und Ordensleute. Solche Fälle sorgen dafür, dass immer mehr Menschen in den Ruf nach Veränderungen einstimmen.

Vor allem reagiert man damit natürlich auch indirekt auf die Austritte, die sich in der katholischen Kirche häufen. Immer mehr Menschen kehren der Kirche den Rücken, ob nun auf der römisch-katholischen oder der evangelischen Seite. Anfang der neunziger Jahre hatten beide Kirche jeweils zwischen 28 und 30 Millionen Mitglieder. 2011 werden es auf beiden Seiten jeweils über vier Millionen Menschen weniger sein. Gründe werden viele angeführt. Zum einen die Missbrauchsfälle, ebenso aber die kirchliche Ausrichtung insgesamt, die als zu wenig modern angesehen wird. Man wünscht sich mehr Transparenz und Bezug zum heutigen Leben.

Was sind die Forderungen für den Aufbruch?

Kirche 2011 - Ein notwendiger AufbruchDas Memorandum wurde im Kern von acht Redakteuren erarbeitet und darüber hinaus von über 300 Theologen unterzeichnet. Dazu zählen viele Professoren, die an verschiedenen theologischen Institutionen aktiv sind. Außerdem auch von Wissenschaftlern und auch Religionslehrern. Die vollständige Liste der Unterzeichner kann online eingesehen werden. In dem Memorandum bezieht man sich ganz konkret auf die aus Berlin bekannt gewordenen Missbrauchsfälle und auch auf andere dieser Art. Man spricht von einer Krise in der katholischen Kirche 2011. Als Lösungen schlägt man Reformen vor, mit denen ein Aufbruch geschehen soll. Es gilt die Lücke zwischen der Kirche als sozialer Einrichtung und als religiöses Glaubenshaus zu schließen.

Mehrere Punkte werden vorgetragen, die für den Aufbruch gefordert werden. Dazu zählt vor allem eine größere Beteiligung auf den unterschiedlichen Ebenen der Kirche. Wenn Bischöfe oder Pfarrer bestellt werden, wünscht man sich eine Beteiligung aller Gläubigen, um die veralteten Strukturen aufbrechen zu können. Darüber hinaus wurde gefordert, dass mehr für das Leben in den Gemeinden getan wird. Derzeit gibt es einen Trend dazu, dass Großpfarreien entstehen. Diesbezüglich wünscht man sich auch die Aufhebung des Zölibats für Ordinierte und auch die Möglichkeit, dass Frauen kirchliche Ämter bekleiden können.

Rechtsschutz muss stärker gefördert werden. Dazu gilt es eine Verwaltungsgerichtsbarkeit in der römisch-katholischen Kirche aufzubauen. Darüber hinaus geht es den Unterzeichnern des Memorandums auch um mehr Toleranz für das individuelle Leben. Dazu zählen Einzelentscheidungen, wie auch Lebensformen, die klassisch nicht mit der Kirche vereinbar waren – etwa die Wiederheirat von Geschiedenen oder auch gleichgeschlechtliche Partnerschaften. Es gilt sich auch mit jenen zu versöhnen, an denen die Kirche Schuld begangen hat. Weiter sollen auch Gottesdienste reformiert werden, um eine größere kulturelle Vielfalt zu fördern.

Reaktionen auf die Denkschrift

Reaktionen auf die DenkschriftNach der Veröffentlichung der Denkschrift, zu der auch ein Buch mit Argumenten erschienen ist, gab es unterschiedliche Reaktionen. Aus der Kirche selbst wurde bereits verlautet, dass man zum Dialog bereit sei, aber deshalb nicht automatisch alle Forderungen sofort umgesetzt werden. Man sehe teilweise zu große Unterschiede zwischen den Forderungen und den theologischen Ideen. Es lässt sich sagen, dass es aus der römisch-katholischen Kirche keine ganz einheitliche Reaktion gegeben hat. Viele haben sich nicht geäußert, andere nur verhalten. Manche kritisierten das Memorandum als zu plakativ, andere hingegen sahen es als positiv, da darin auch der Glaube zur Erneuerung steckt. Tatsächlich gab es aber mit der Petition “Petition pro Ecclesia”, die online gestellt wurde, auch eine klare Gegenaufstellung. Der Vorwurf lautete, dass die Denkschrift zur Verunsicherung der Gläubigen beitragen würde.

Fazit zur Kirche 2011 – Ein notwendiger Aufbruch

Für Außenstehende scheint es oft klar, dass die römisch-katholische Kirche 2011 einen massiven Reformbedarf hat. Das sehen auch viele in der Kirche selbst oder auch viele, die schon längst aus der Kirche ausgetreten sind. Seit Jahren sinken die Mitgliedszahlen der beiden großen christlichen Kirchen in Deutschland. Gründe dafür gibt es viele, unter anderem auch Missbrauchsfälle, die immer wieder bekannt werden. Darauf bezieht sich auch das Memorandum, das von mehreren Redakteuren erstellt und von über 300 Theologen unterschrieben wurde. Die Reaktionen darauf waren gemischt. Ob sich dadurch tatsächlich Änderungen ergeben werden, bleibt also noch abzuwarten. Letztendlich ist es nur eine Denkschrift, die zum Dialog aufruft. Ob der Dialog entsteht, hängt von vielen einzelnen Parteien in der katholischen Kirche ab.